Georg Friedrich Händel (1685-1759) hielt sich drei Jahre in Italien auf und begründete dort seinen internationalen Ruhm. Anschließend kam er als Komponist italienischer Opern nach London und feierte dort mit Rinaldo 1711 einen Welterfolg. Die weltliche Kantate Crudel tiranno amor für Sopran, zwei Oboen, Streicher und Generalbaß HWV 97 wurde in London komponiert und wahrscheinlich am 5. Juli 1721 im King's Theatre (Haymarket) erstmals aufgeführt. Es sang die berühmte Sopranistin Margherita Durastanti, zu deren Gunsten das Benefizkonzert veranstaltet wurde. Diese Fassung liegt nur in fremden Abschriften vor. Als im Sommer 2005 in der Bayerischen Staatsbibliothek Händels eigenhändige Niederschrift einer bisher unbekannten und auch kompositorisch abweichenden Fassung für Solosopran und ein Tasteninstrument (Cembalo) entdeckt und identifiziert wurde, war das eine Sensation, zumal es sich offenbar um die einzige Quelle handelt, in der Händel den Generalbaß zu Rezitativen selbst ausgeschrieben hat: Es gibt also auch für unsere Generation Händel noch neu zu entdecken. Wir befinden uns somit in Gesellschaft von Mozart, Haydn, Beethoven und anderen, die seinerzeit in Wien durch Baron Gottfried van Swieten mit den Arbeiten von Georg Friedrich Händel bekannt gemacht wurden und Manuskripte einsehen durften. Van Swieten war ein Förderer Mozarts, und der Einfluß Händels auf dessen Schaffen ist unverkennbar.

Beate Angelika Kraus