Die Divertimenti für Bläser von Antonio Casimir Cartellieri (1772-1807) entstanden in Wien zwischen 1792 und 1794 und stehen in der Tradition der seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts verbreiteten sogenannten Harmoniemusik. Durch den Fortschritt im Instrumentenbau, besonders der Hörner mit ihrer Mischfährigkeit mit verschiedenen Holzblasinstrumenten, waren technisch anspruchsvolle Werke für Bläserbesetzung zunehmend gefragt — seien es nun Originalkompositionen oder Bearbeitungen von beliebten Opern oder Orchesterwerken. Die hier gewählte klassische Besetzung mit paarweise acht Bläsern (Oboen, Klarinetten, Hörnern, Fagotti) sowie Kontrabaß erlaubt solistische Passagen, eine Aufteilung der Bläsergruppen in Register, aber auch einen vollen orchestralen Tutti-Klang in den Unisono-Passagen. Cartellieri, der wie Beethoven Schüler von Albrechtsberger und Salieri war, spielt im Divertimento no. 2 in F-Dur regelrecht mit diesen diversen Möglichkeiten. Der exotische Titel Alla Cosacca gibt im Finalsatz die nötige ‘Narrenfreiheit‘ für Effekte, die von gespielter Schwerfälligkeit bis hin zu gekonnt eingesetzter Virtuosität reichen und die Rolle der Musiker und ihrer Instrumente gleichsam selbst zum Thema der Musik machen: Ein wirkliches Divertimento als Herausforderung und zum Vergnügen für ‘Kenner und Liebhaber‘, etwa der Adelsgesellschaft bei Fürst Lobkowitz, der Cartellieri 1796 als Kapellmeister in seinen Dienst stellte.
Dr. Beate Angelika Kraus